Damit Erinnerungen nicht nur Bilder im Kopf bleiben

„Na, Mäuschen?“, hat meine Oma immer gefragt. Ihr Gesicht nahm dabei diesen ganz besonderen Gesichtsausdruck an. Ihre Haut ein einziges freundliches Meer aus Falten umrahmt von einer Zuckerwattenwolke aus toupiertem, weißem Haar. Mit einem schelmischen Zwinkern durch die dicken Brillengläser kam sie in leicht gebückter Haltung auf mich zu, um mir im nächsten Moment durchs Haar zu wuseln. Eine Alltagssituation, in der für mich so viel Besonderes liegt, dass ich mich noch heute daran erinnere – mehr als 30 Jahre später und lange, nachdem meine Großmutter verstorben ist. Wenn ich so darüber nachdenke, wünschte ich, ich hätte damals schon fotografiert, um ihren Gesichtsausdruck festzuhalten, meine Erinnerung an sie einzufrieren und für ewig ansehen zu können.

Der Moment zählt

Kleine Gesten, Interaktionen, Emotionen: Es waren schon immer Menschen, die ich am liebsten fotografiert habe. Das Besondere in kleinen Alltagsmomenten zu entdecken, beobachten und genau in dem Moment auf den Auslöser zu drücken, der die Geschichte hinter dem Bild am besten wiedergibt; den Menschen so zu zeigen, wie er in dem Moment ist, ganz natürlich: Das mag ich am liebsten und zeichnet meinen Stil aus.

Die ausgediente Spiegelreflexkamera meines Bruders war es schließlich, die mich vor rund zehn Jahren dazu brachte, mich mehr mit der Fotografie auseinander zu setzen. Aus Schnappschüssen wurden durchdachte Momentaufnahmen. Seit 2017 verlasse ich das Haus quasi nicht mehr ohne Kamera. Diverse Workshops in Frankfurt und online sowie viel Übung haben meine Fotografie vorangetrieben. Meine Weltreise 2019/2020 habe ich in Fotos festgehalten und unterwegs verschiedene Workshops bei international renommierten Fotografen besucht – zum Beispiel bei Keith Dannemiller in Mexiko City, der unter anderem für National Geographic und New York Times fotografiert, und bei Kevin LJ in Chaing Mai, Thailand, Fotograf und Autor des Buches „Photographing People“.

Nach meiner Rückkehr und vielen tausend Fotos später habe ich beschlossen, meine Leidenschaft zum Nebenberuf zu machen. Ich halte besondere Alltagsmomente von Familien, Freunden, Paaren und Einzelpersonen in Fotos fest – damit Erinnerungen nicht nur Bilder im Kopf bleiben.

 

Meine Oma mit dem Zuckerwatte-
Haar tanzt mit mir Ringelreihen
– eine schöne Erinnerung,
eingefangen von Mama.